Darryl Pottorf
A Perspective
„Rauschenbergs Protegé rises out of his Shadow“ überschreibt die Kanadische Kunstkritikerin Paula Guftason 1999 in The Vancouver Sun ihren Artikel. Pottorf ist definitiv aus dem Schatten seines Mentors herausgetreten. Seine Handschrift ist nun eigen, die Komposition unverkennbar die seine. Von der Kritik wird es ebenso aufgenommen. Große Museen widmen ihm heute Einzelausstellungen, diese hier ist seine erste One-Man-Show in Deutschland und bislang eine der wenigen in Europa überhaupt.
Die Motive findet Pottorf auf Reisen. Fotos von Straßenzüge, Architekturen, Kunstwerke, Autos, Verkehrsschilder, Tiere, Landschaften, Möbel oder Industrieanlagen archiviert er als Formvorrat, um sie später teilweise mehrfach und in unterschiedlichen Formaten zu verwenden. Poetisches Material kombiniert er mit härteren Motiven aus der Welt der Technik. Keines von beiden gewinnt dabei die Oberhand, sie bestehen nebeneinander.
Darryl Pottorf arbeitet überwiegend im Großformat. Er arbeitet im Ganzen am Bild entlang, nie in Teilstücken. Versetzt von der Mitte beginnt er, manchmal mit einem Foto. Dann geht er in die Details, immer wieder, mit Pinselstrichen, mit Bleistift, mit Farbtropfen. Das Werk wird komplexer, vielschichtiger, auch farbiger, obwohl er stets einen Schwerpunkt auf in Schwarz gestaltete Partien legt. Gerne hinterlässt er persönliche Spuren in seinen Arbeiten. So gibt es kaum welche ohne den Abdruck seines Daumens, eine Signatur der besonderen Art neben seiner textlichen.
Als Bildträger für die Teilstücke wählt er zuerst Papier. Ist die Collage vollendet, wird sie mit einem UV-Spray benässt. „UV-coated“ heißt seine spezielle Technik, die das schnell vergängliche Papier nicht nur schützt, sondern es schließlich wie Kunststoff erscheinen lässt. Das Papier und die weiter verwendeten Materialien werden durch diesen Überzug stabil, langlebig. Er verhindert jeglichen Verlust an Farbqualitäten. Die Papiercollage wird dann montiert, etwa auf Polylaminat, wie in dieser Ausstellung. Auch Stahl, Plexiglas und Lexan verwendet er dafür, eine Materialsprache unseres modernen Industriezeitalters.