Norbert Bisky

KAMPF DEM ALLTAG

Norbert Bisky gehört zu den erfolgreichsten, jungen Künstlern Deutschlands. Seine provokanten Bilder irritieren durch sozialistische Stil-Ideologie einerseits und den wiederkehrenden Bezug zu einer scheinbar unbezwingbaren Globalkultur andererseits. Ab dem 21. November zeigt die Galerie Terminus in München Arbeiten des jungen Malers unter dem Titel KAMPF DEM ALLTAG.

Von DDR-Nostalgie kann dabei keine Rede sein. Nach strenger kommunistischer Prägung erzogen, rebelliert der 1970 in Leipzig geborene Bisky als Jugendlicher gegen seine Eltern und den ostdeutschen Totalitarismus. Mit 15 Jahren wird er ins Wehrlager geschickt, lernt Gasmasken zu tragen und sich im Wald anzuschleichen. Mit 19 Jahren desertiert Bisky vom Wehrdienst bei der NVA und wird inhaftiert. Von Good-Bye-Lenin-Romantik fehlt für Bisky bei diesen Erinnerungen jede Spur.
Mit der Wende wird seine persönliche Rebellion zu einer politischen. Doch der Verlust des ideologischen Rahmens, gegen den es zu kämpfen galt, bedeutet auch einen Verlust an Gewissheit und Stabilität. Die ersten Jahre im Werk Biskys sind daher geprägt von dem Versuch sich die „DDR aus der Seele zu malen“.

An der Universität der Künste Berlin studiert Bisky in der Klasse von Georg Baselitz freie Malerei. Der Meisterschüler distanziert sich in seinem Werk deutlich von seinem Mentor, dennoch finden sich Parallelen in den Ideenwelten beider Künstler. Wahrnehmung, Realität und die Konstruktion dieser sind Themen, die Bisky zu dieser Zeit in sein Werk aufnimmt. Ebenfalls Eingang in die Arbeiten Biskys findet in diesem Zusammenhang die Maschinerie der modernen Bildproduktion - von Werbung bis Film, von Op Art bis Fotografie.

Der Stil des jungen Malers setzt sich technisch aus vielen Nuancen der Kunstgeschichte zusammen. Bezüge zu Rokoko oder Hochbarock lassen sich ebenso finden, wie die Beschäftigung mit postimpressionistischen Verfahren. Thematisch sind seine Arbeiten ein Verwirrspiel aus Pop Art, Film und Fernsehen, Werbeästhetik und sozialistischer Plakatkunst, um nur einige Assoziationen des Spannungsfeldes zwischen globaler Freiheit und sozialistischem Zwang zu nennen, die Bisky malerisch so harmonisch zusammenführt.
Schöne, blonde Jünglinge, die mit festem Blick in die Zukunft zu sehen scheinen oder stramm im Verbund marschieren, lichte Pastelltöne und große, leere Flächen erzeugen die hypnotische Wirkung einer paradiesischen Ästhetik. Doch der schöne Schein des Idealen ist zerkratzt. Die kommunistische Ästhetik als Sinnbild des Erhabenen führt Bisky an seine Grenzen. Denn nicht das Erhabene, sondern das Banale, das Verstörende wird zum Motiv dieser ironischen Schönheit. Blutverschmierte Münder, abgeschlagene Köpfe und Erbrochenes sind zu sehen in dieser perfekten Welt aus transparenten Farben und freudigen Kompositionen. Die Sehnsucht nach Perfektion wird zum Schrecken des Zwangs, die Kraft des Reinen zur Unterdrückung durch Vereinheitlichung.

Norbert Bisky schafft mit lockeren, weichen Linien und warmen Farben globale und zugleich zeitlose Ikonen, die weder untereinander noch mit dem Betrachter in eine emotionale Beziehung treten. Sein Werk thematisiert, analysiert und katalogisiert den Konflikt einer Moderne, die mit den Geistern ihrer Vergangenheit und Zukunft ringt - in lichten Farben, freudigen Kompositionen und blutenden Körpern.